Das fünfte Leben: (ab 1991)
1991 wurde der Förderverein Sozialstation Biebertal gegründet, in dem Hilde Schlinke von Anfang an dabei war. In diesem Rahmen lernten wir uns um 2014 in der Bücherei kennen, denn die Organisation von Vorlesungen für die Seniorenrunde lag ihr sehr am Herzen. Hilde Schlinke liest sehr gerne Biographien, z.B. von Auswanderern, interessiert sich für fremde Länder und Lebensarten und für Geschichte. Aber Hilde war auch maßgeblich an der Organisation der vielen Busreisen in deutsche Landschaften beteiligt, die die Biebertaler Senioren seit ihrem Bestehen in jedem Jahr durchführten. Die Reisen dauerten 5-6 Tage. Das Organisationsteam sorgte für gute, behindertengerechte Hotels, Wege und Führungen, bei denen alle mithalten konnten. Diese Fahrten wurden mittlerweile über 25mal durchgeführt. (siehe auch Geragogik in Biebertal) Die Erlebnisse dabei sind es sicher wert aufgeschrieben zu werden.
Das sechste Leben:
Auch in so einem erfüllten Leben gibt es Zeiten, die schwer zu ertragen sind. Wenn die Kinder vor den Eltern aus dem Leben scheiden, tut das immer ganz besonders weh. Hildes jüngste Tochter starb 2001 mit 42 Jahren nach schwerer Krankheit. Vom Ehemann Bodo, der auch lange krank war und mit dem sie 59 gemeinsam erlebte Jahre verbanden, musste sie sich 2009 verabschieden. Und wenn der Tod ganz unerwartet kommt, wie es bei ihrem Sohn der Fall war, der 2013 auf einer Radtour entlang der Donau ganz plötzlich tot umfiel, kann man am Leben verzweifeln. Diese Zeiten des Zweifelns und der Bitternis wird es bei Hilde Schlinke mit Sicherheit gegeben haben. Umso bewundernswerter finde ich es, dass sie immer wieder neuen Mut fasste und immer wieder einen neuen Lebensabschnitt begann. Aus dem Grunde beschreibe ich alle Reisen zusammenhängend als letztes, obwohl die meisten davon im Verlauf von Jahrzehnten stattfanden.
Das siebte Leben
Reisen auf sechs Kontinente. Hinaus, die Welt kennenlernen, das ist sicher ein Lebensmotto von Hilde Schlinke. Die Zeit in Südafrika war nur der Anfang. Urlaubsreisen innerhalb Europas folgten mit den Kindern. Aber eigentlich ging es erst richtig los, nachdem die Kinder aus der Schule waren und Hilde ihre Ausbildung als Altenpflegerin beendet hatte. Die ersten Reisen führten nach Griechenland und Israel, bald folgte Kanada, später die USA. 1988 machten Bodo und Hilde eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn bis zum Baikal-See und in die Mongolei. 1991 standen sie vorm Fudschijama, 10 Jahre später durchquerten sie den Süden Australiens von Perth nach Sydney. Und immer wieder Afrika: Ägypten, aber besonders das südliche Afrika, wo sie bei den Besuchen an die Zeit der ersten Ehejahre anknüpfen konnten. In der Zwischenzeit war das Ehepaar im Deutsch-Britischen Verein Biebertal aktiv geworden und nahm an Reisen nach Wales, Schottland und England Teil. Nach Bodos Tod reiste sie mit den beiden Enkeltöchtern nach Brasilien, wo sie gemeinsam Verwandte besuchten. Und noch etwas ist kennzeichnend für Hilde Schlinke: Viele große Reisen wurden mit dem Besuch bei Bekannten, Freunden und Verwandten verbunden. Diese ungewöhnliche Frau hat sogar 29mal das Sportabzeichen gemacht.
Liebe Frau Schlinke, ich danke Ihnen, dass Sie mir Einsicht in Ihr Leben gewährten! Eveline Renell