Das dritte Leben (1961- 1975)
Nach der Rückkehr aus Südafrika zog Hilde mit den Kindern zuerst ins Elternhaus, weil die Wohnung in Rodheim noch nicht fertig war. Wenn auch nur kurze Zeit, so empfand sie die dortige Enge sehr bedrückend. Bis 1975 kümmerte sie sich um die Erziehung der Kinder, um Haus und Garten, kochte ein, nähte, denn die Lebenshaltungskosten waren hoch; und die Kinder brauchten viel mehr Kleidung als in Südafrika. Es gab viele Termine, vor allem wegen der Sportbegeisterung ihrer Kinder. Das Haus in der Berliner Straße wurde gebaut. Bodo wechselte zum Hessischen Straßenbauamt, wo er bis zur Rente blieb und sich wohlfühlte. Maßgeblich arbeitete er in der Bauaufsicht an der neuen A45.
In dieser Zeit fand in Frankfurt der Auschwitz-Prozess statt. Die Berichte hörte Hilde am Radio, während die Kinder in der Schule waren. Mit kaum jemanden konnte sie darüber sprechen, Anfang der 60er Jahre wurde die Nazizeit in Deutschland noch verdrängt Aber ihr Ehemann Bodo empfand wie sie, mit ihm konnte sie lange Gespräche über die Gräuel des Nationalsozialismus führen.. Es war Teil ihrer Politisierung.
Mitte der 70er gaben Unfreundlichkeiten Ihrer pubertierenden jüngsten Tochter den letzten Anstoß, etwas Neues zu beginnen.
Das vierte Leben (1975 – 1991)
Hilde Schlinke war knapp 45 Jahre jung, als sie mit der 18monatigen Ausbildung zur Altenpflegerin begann. Die ganze Familie stand hinter ihr. Während dieser Zeit musste sie drei Praktika machen und fand besonders Gefallen an der Gemeinde-Krankenpflege. Auf eine solche Stelle bei der ersten Gießener Sozialstation bewarb sie sich nach dem Examen. In dieser Arbeit fand sie ihre eigene Identität – und sie durfte mit dem Auto unterwegs sein, was ihr schon immer Spaß gemacht hatte. Nach 16 Jahren wurde sie 1991 mit der Silbernen Ehrennadel des Caritasverbandes verabschiedet.
Nachdem 1989 die Grenze zur DDR wieder geöffnet und 1990 gänzlich gefallen war, machten Hilde und ihr Mann einen besonderen Ausflug, an den Hilde sich gerne erinnert. Mit Winfried als Pilot flogen sie von Cölbe nach Coburg und lange Strecken über die noch klar erkennbare Grenze hinweg. Diese Sicht von oben schildert sie als ein Ereignis, das mit zu den beeindruckendsten ihres Lebens gehört.
Link zum dritten Teil: Hilde Schlinke ein Leben wie sieben Leben, Schluss