Aufbau von Angeboten zur Unterstützung im Alltag – Vorstellung der Idee „Bürgerhilfe Biebertal“

Siehe hier auch den vorhergehenden Artikel zum Thema „Inklusiver Landkreis Gießen“

Parallel zum Projekt „Infklusiver Landkreis“ und zunächst unabhängig davon arbeitet in Fellingshausen eine kleine Organisationsgruppe an Ideen, wie man die demographisch in den kommenden Jahren verstärkt auf uns zukommenden Entwicklung bewusster machen kann.
Es fehlt in Biebertal ja nicht nur an Kita-Plätzen, die Situation in Schulen wird oft als desolat berichtet und auch an die älteren und anderweitig hilfebedürftigen Menschen in Biebertal muss gedacht werden.
Bislang fehlt es an baulichen Angeboten. Auch bei der professionellen Versorgung stoßen wir längst an Grenzen. Allerorten fehlt (Fach-)Personal. So sind es schon jetzt meist Angehörige, die einspringen.
Doch, an wen soll man sich wenden, wenn keine Oma, kein Opa, kein Onkel, keine Tante, kein Kind und kein Enkel im Ort oder in der Nähe wohnt?

Quelle: https://service.destatis.de/bevoelkerungspyramide/index.html#!

Das durchschnittliche Rentenalter liegt derzeit bei 64 Jahren;
d.h. danach haben, statistisch gesehen, Frauen noch über 21 und Männer 18 Jahre vor sich.

Lange Zeit gelten diese Rentner/innen als „junge Alte“, die leidlich beschwerdefrei über viel Freizeit verfügen; sich aber auch neue sinnvolle Aufgaben suchen müssen, um sich Zugehörig zu fühlen.
Erst in höherem Alter sind sie auf Pflege und Unterstützung angewiesen. Sie können damit länger in ihrer bisherigen Wohnung bleiben, dann aber möglicherweise immer weniger am sozialleben teilnehmen.

In den nächsten Jahren scheiden die Babyboomer-Jahrgänge aus dem Erwerbsleben aus und treten in einen neuen, höchstwahrscheinlich langen körperlich fitten und aktiven Lebensabschnitt ein.
Diese Kohorte der 1955-1970 geboren, die 2024 zwischen 54-69 Jahre alt ist, macht bald den Großteil der Biebertaler Bevölkerung aus.

Quelle: https://www.wegweiser-kommune.de/kommunen/biebertal


Hinzu kommt, dass die jetzt älteren Menschen weniger Kinder bekamen, so dass die jüngeren Altersgruppen immer kleiner ausfallen. Dennoch werden sie die ganze Last der Sozialleistungen tragen müssen. Zudem leben die Kinder oft nicht mehr in den Dörfern, sind inzwischen beruflich und familiär anderweitig gebunden. so dass gegenseitige familiäre Unterstützung entfällt.
Familiäre Helfer, wie heute, gibt es bald also immer weniger. Damit wird die Thematik zunehmend zu einer Herausforderung für die öffentlichen Sozialsysteme. Die leiden jedoch jetzt schon an Personalmangel und sind unterfinanziert. Daher braucht es andere Formen des Zusammenhaltes in den Gemeinden.

Zwar gibt es Im Ort einige Treffpunkte wie den EinLaden in Königsberg, auf dem Wochenmarkt in Fellingshausen, Udo´s Bäckerlädchen in Frankenbach, in Seniorengruppen, im Kirchencaffe in Krumbach, bei Seniorenfahrten, die Herr Hellmann organisiert oder in Reha-Sportgruppen und einigem mehr.
Was aber ist mit den Menschen, die nicht mobil sind oder sich wegen ihrer Demenz nicht mehr gut orientieren können?
Ihnen droht unter Umständen Vereinsamung, der Mangel an sozialer Teilhabe und Zuwendung, ein oft lebensgefährlicher Zustand. Hier braucht es eine aufsuchende Begleitung – am besten von Nachbarn und von alten oder neuen Bekannten. Das will die Bürgerhilfe Biebertal organisieren.

Für alle gilt, dass sowohl die älteren wie auch die jüngeren Jahrgänge Kontakte und Miteinander brauchen, z.B. bei der Kinderbetreuung, beim Einkauf oder als Gespräch gegen Einsamkeit und für soziale Teilhabe. Alle können vom gemeinsamen Tun profitieren.
Durch eine Angebot organisierter Vernetzung von Jung wie Alt *), können mit freiwilligen Bürgerinnen und Bürgern Synergieeffekte geschaffen werden, die für alle eine bereichernde Erfahrung werden.

*) siehe z.B. VOX-Doku „Wir sind klein und ihr seid alt“ – https://www.vox.de/cms/sendungen/wir-sind-klein-und-ihr-seid-alt.html 
oder „Wir sind Teens und ihr seid alt“ – https://www.vox.de/cms/sendungen/wir-sind-teens-und-ihr-seid-al.html

Mehr sorgendes, ehrenamtliches Miteinander schafft Entlastung für junge Familien, für mobilitätseingeschränkte Personen wie auch für pflegende Angehörige. Besuche bei Nachbarn für kleine Unterstützungen (keine hauswirtschaftlichen oder handwerklichen Aufgaben, selbstverständlich auch keine pflegerischen Tätigkeiten) oder auch mal der Besuch bei Freunden werden die Gemeinschaft vor Ort stärken. Miteinander Erfahrungen austauschen, zusammen Spielen, Vorlesen, alltägliches Erzählen, den Einkauf mit erledigen oder zum Doktor begleiten, da sein, wenn Kita oder Schule mal wieder zu Unzeiten schließen oder auch einander Kennenlernen, um die seit langem leer stehende Wohnung im Haus vielleicht jetzt doch an nun Bekannte zu vermieten, neue Wohnformen des Zusammenlebens entwickeln, Ideen auf den Weg bringen.

Real stehen wir mit unserer Orgagruppe, unterstützt von unserm Gemeindegeragogen Ludger Hellmann und unsere Bürgermeisterin sowie dem Förderverein Sozialstation, mit unserer Arbeit noch immer am Anfang. Denn viele rechtliche, organisatorische, versicherungstechnische, datenschutzrechtliche Aspekte sind zu bedenken,
Wir würden jedoch gerne mit etwas konkretem Beginnen, was wirklich gebraucht wird, um von solch einem Startpunkt aus die Aufgaben weiter zu entwickeln.

Sollten Sie Bedarfe und/oder Interesse an der Entwicklung dieser Idee, an Mithilfe haben, melden Sie sich gerne über die Mail-Adresse: alfons.lindemann@outlook.de oder kontakt@buergerhilfe-biebertal.d

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