Neues von den Schildbürgern

Das markierte Schlagloch – oder einfach eine Pfütze?

Seit uns die ersten Geschichten über die Schildbürger zu Ohren kamen, haben diese sich weiterentwickelt. Zum Beispiel fahren sie jetzt auch gerne Fahrrad. Ihren Hausberg (von dem sie in alten Zeiten die Baumstämme hinab getragen hatten) hoch und runter und auch im Berggrund. Der Berggrund hatte mal viele Löcher, so dass die Fahrradreifen darin stecken blieben. Oder man sprang mit dem Rad über die Löcher. Und weil das so einen Spaß machte, kamen die Eltern mit dem Kinderwagen und wollten ihre Kinder schon frühzeitig an das Lochspringen gewöhnen. Das Lochspringen gefiel aber nicht jedem Schildbürger. Die Löcher sollten also geschlossen werden. In früheren Zeiten hätten die Schildbürger wohl einfach Schotter in die Löcher gefüllt. Aber inzwischen waren sie gebildet, manche von ihnen hatten sogar die hohe Schule besucht. Also kam ein Ingenieur und machte blaue Striche um die Löcher.

Mit Rot misst man besser

Dann kam ein Herbststurm und überschüttete die blauen Striche mit Blättern. Da wurden die Bauarbeiter mit einem künstlichen Wind losgeschickt, damit man die Striche wieder sehen konnte.  Aber inzwischen war auch ein Regen da gewesen, der hatte die blauen Striche ganz ausgewischt und die Löcher mit Wasser gefüllt.  Nun, das war nicht schlimm. Die Häuptlingsfrau der Schildbürger schickte jemanden, der in der Schule besonders gut rechnen konnte. Der markierte die Löcher jetzt mit roten Strichen und musste sie dann ausmessen und ausrechnen, wieviel Schotter gebraucht wurde, um sie zu füllen. Das war bei der Nässe und Kälte im Herbst keine schöne Arbeit. Also ließ man sich Zeit. Die Löcher waren ja schon lange da. Und über größere Löcher kann man auch besser springen. Die Bauarbeiter hatten anderes zu tun.
Nur einer, der war längere Zeit in Elternzeit gewesen und hatte von allem nichts mitbekommen. Kurz bevor er wieder zu arbeiten begann, machte er mit seiner Frau einen Kinderwagenausflug im Berggrund.  Dabei versanken sie einige Male in den Löchern und wurden sehr nass. Aber statt sich zu ärgern, hievte der Bauarbeiter einen Kübel mit Schotter in sein Auto und stopfte die Löcher. Einfach so.

Jetzt geht alles wieder glatt im Berggrund

Natürlich ist diese Geschichte ein Märchen. Der Bauarbeiter war gar nicht in Elternzeit – obwohl es vielleicht wünschenswert wäre, wenn mehr Bauarbeiter in Elternzeit gingen. Tatsächlich haben er und seine Kollegen an einem ganz normalen Arbeitstag die Löcher zugeschüttet. Wofür sich viele RadfahrerInnen, Kinderwagen- Rollstuhl- und Rollator-FahrerInnen herzlich bedanken.

Fotos: Karlheinz Leib

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