Christoph Haus hatte die Idee, die ältesten Bürgerinnen oder Bürger aus den einzelnen Dörfern zu interviewen. Emmi Blüder ist nur die zweitälteste in Frankenbach, aber sie lässt sich befragen und stellt sich gleich selber vor.
Emmis Eltern waren sehr jung als sie heirateten, 18 und 19 Jahre. Der Vater arbeitete unter anderem als Knecht in Hohensolms, aber auch im Bergwerk bei Gießen. Mit 26 Jahren starb er an Lungenentzündung. Die Großeltern mütterlicherseits waren sehr arm. Die Großmutter hatte 8 Kinder zu versorgen, von denen die meisten schon im Alter von 20-30 Jahren starben. Der Großvater ging ins Bergwerk nach Fellingshausen. Emmis Mutter musste sich nach dem Tod ihres Mannes allein durchschlagen. Das machte sie zum Beispiel mit dem Drehen von Zigarren in Heimarbeit. Emmi lebte aber bei den Großeltern väterlicherseits, die ein relativ gutes Auskommen hatten. Der Großvater war Schuhmacher fürs ganze Dorf. Er hatte nur einen Leisten für Männer und Frauen, für linke und rechte Schuhe. Das Haus stand in der Kirchstraße 38.
Emmi und ihr Mann Arthur betrieben wie viele Frankenbacher eine Landwirtschaft mit Kühen, Schweinen, Geflügel. Auf dem Acker gab es eine größere Vielfalt als heutzutage. Den ersten Trecker gab es erst 1980. Bis dahin waren Ochsengespanne verbreitet, die Blüders besaßen auch ein Pferd. Emmi backte viele Jahrzehnte Brot aus dem selbst geernteten Roggen.
Fortsetzung folgt, unter anderem auch das Roggenbrotrezept und ein Rezept für Hink (in Rodheim Hoink). Außerdem wird Emmi etwas auf Platt erzählen.
Zeitschiene Emmi Blüder
1931 geboren
1937-1945 Volksschule
1945 Kindermädchen
1946 -1951 Zigarrenarbeiterin in Frankenbach bei Rinn & Cloos
1951 Heirat
1951 Geburt der Zwillingstöchter
1956 Tod des Schwiegervaters, Verbesserung der wirtschaftlichen Lage durch Rente der Schwiegermutter
1961 Geburt des Sohnes
1962 Eintritt in die Krankenkasse (damals für Bauern freiwillig)
1979 einsetzende Krankheit bei Emmi
1980 der erste Trecker auf dem Hof
2007 Tod des Ehemanns