Die erste Folge endete damit, dass Emmi seit Beginn ihrer Ehe viel Brot gebacken hat. Darum schließt das Rezept hier an:
Interessant war auch die Beschaffung des Mehls bzw. der Molkereiprodukte. Den Begriff Nachhaltigkeit verwendete niemand, aber aus heutiger Sicht war es genau das. In der Wilhelmstraße existierte eine kleine Molkereiannahmestelle, die zu einer Molkerei in Herborn gehörte. Dort gab es auch Butter, Sahne oder Käse entsprechend der gelieferten Milchmenge. Emmi butterte aber noch selber. Und woher kam das Mehl?
Es gab noch erstaunlich viele Geschäfte im Dorf. Allerdings konnte sich nicht jeder den Einkauf dort leisten. Emmi war das erst nach dem Tode des Schwiegervaters möglich, denn die Schwiegermutter erhielt eine recht gute Rente und gab den ganzen Betrag an Emmi ab. Vorher ernährten sich auch die Blüders von dem, was auf den Feldern und im großen Garten erzeugt wurde.
Vor ihrer Eheschließung hatte Emmi als Zigarrendreherin gearbeitet. Zigarrenmanufakturen sind in unserer Gegend sehr alt, gehen in die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurück. 1895 wurde die Firma Rinn & Cloos gegründet, die bis zum Niedergang in den 1970er Jahren der größte Arbeitgeber für Frauen auf den Dörfern war. In den 1930er Jahren wurde sogar die Mechanisierung dieser Arbeit verboten, um den Frauen weiterhin eine Erwerbstätigkeit zu ermöglichen. Das änderte sich im Verlauf des Krieges, als die Frauen die Arbeiten leisten mussten, für die bis dahin die Männer zuständig waren. wikipedia.Rinn & Cloos
Mein kleiner Rauchsalon Rodheim-Bieber-Zeitschrift_15.pdf
Im letzten Bericht über Emmis Leben bekommt ihr das Rezept für Honig = Hink, wie er in Frankenbach heißt. Das ist eine ganz aufwändige Kocherei. Außerdem erfahrt ihr ein wenig über die Frankenbacher Schule und noch etwas über Emmis Privatleben. Dieser Teil erscheint am Sonntag den 13. Juni.
Am 16. Juni wird Emmi 90 Jahre alt.
Ein Mühlenwitz aus Heft 1, Jahrgang 2005 vom Heimatverein Rodheim-Bieber- siehe oben:
Des Müllers Esel
Eines Tages kehrten einige Studenten aus Gießen in die Reehmühle ein. Sie wollten eine Fußwanderung auf den Dünsberg unternehmen und erkundigten sich vorher bei der Großmutter des Müllers nach dem zu erwartenden Wetter der nächsten Stunden. Sie antwortete: „ Es wird wohl schlechtes Wetter geben; denn unser Esel hat sich am Hinterteil gekratzt, das ist ein böses Vorzeichen“. Einer der Studenten, der
Meteorologie studierte, machte sich über die Voraussage der Großmutter lustig und
prophezeite das Gegenteil. Man machte sich auf den Weg zum Dünsberg. Aber auf dem
Rückweg erlebte man ein furchtbares Unwetter, so dass die jungen Herren, stark durchnässt
und frierend, auf der Reehmühle Unterschlupf suchten. Unser Meteorologe wurde natürlich tüchtig gehänselt und musste sich manchen Hieb gefallen lassen:
„Des Müllers – Esel hat im Hinterteil mehr Verstand, als unser Student im Kopf.“
Quellen: siehe oben und Emmis Erzählungen
Fotos: Eveline Renell (1), Heimatverein Rodheim-Bieber (2, 3), Familie Blüder (4,5)